Hommagen
HOMMAGE #1: SASHA STILES
A EYE
Die erste Hommage von Kunstmuseum Bern INFINITE ist dem Künstler Johannes Itten gewidmet. Die Poetin und Künstlerin Sasha Stiles hat eine Serie von multimedialen Werken geschaffen, die auf ihrer Auseinandersetzung mit Ittens Ölgemälde «Horizontal-Vertikal» (1915) beruht.
Entstanden ist eine 12-teilige Serie namens «A EYE», die sich mit Ittens Farbenlehre und deren Bedeutung für menschliche Emotionen beschäftigt. Stiles verwendet zudem algorithmisch generierte Verse, die von einem GPT-3 basierten Textgenerator verfasst wurden und die auf Ittens bahnbrechendem Buch «Kunst der Farbe» basieren. Die Farbkombinationen aus Ittens Gemälde «Horizontal-Vertikal» dienen als Referenz für die Farbgebung in Sasha Stiles' Werken, in denen sich die Farben aus stetig verdichteter Schrift zusammensetzt. Die elektronisch gesampelte Stimme der Künstlerin, die das Gedicht vorliest, bildet die dritte Ebene des Werkes.
Der Titel «A EYE» ist inspiriert von einem neuronalen Netzwerk namens A-EYE, das Millionen von Farben durch künstliche Intelligenz erkennen kann. Die 12-teilige Struktur der Serie lehnt sich an Ittens 12-teiligen Farbkreis an.
Der öffentliche Verkauf dieser Werke startet am 20. Juni 2023 , um 19 Uhr CEST. Der Link zur Verkaufsplattform wird hier aufgeschaltet.
Sasha Stiles
Sasha Stiles ist eine US-amerikanische Poetin und Künstlerin. Sie ist Pionierin der generativen Literatur und der Blockchain-Poetik und hat bereits in zahlreichen Ländern ausgestellt und Referate gehalten. Das erste Buch «Technelegy» der mehrfach ausgezeichneten Künstlerin gilt als wichtiger Beitrag zur Technologie und Literatur. Sasha Stiles hat in Harvard und Oxford studiert und lebt ausserhalb von New York City.
A EYE, nach Johannes Itten, Part 2-4 - rich media poems
Johannes Itten
Johannes Itten 1923
Christoph Wagner, Johannes Itten. Werkverzeichnis, Band I. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen.
1907–1938, München: Hirmer Verlag, 2018, S. 60
Johannes Itten
Horizontal-Vertikal, 1915
Öl auf Leinwand, 73.7 x 55 cm
Kunstmuseum Bern, Anne-Marie und Victor Loeb-Stiftung
Der Künstler und Bauhaus-Lehrer Johannes Itten (1888–1967) verfolgte einen ganzheitlichen Ansatz. «Das urtümliche Wesen der Farbe ist ein traumhaftes Klingen, ist musikgewordenes Licht», konstatierte Itten. Die Farbtheorie, die er während seiner Lehrtätigkeit von 1919 bis 1923 am Bauhaus Weimar entwickeltet, wird bis heute diskutiert. Sein 1961 erschienenes Buch «Kunst der Farbe» war lange in der Künstler:innenausbildung wegweisend. In seiner Arbeit als Lehrer war es ihm vor allem wichtig, den kreativen Geist zu wecken. «Jeder Mensch ist bildnerisch begabt», lautete sein Credo. Die Menschenbildung war für ihn denn auch der erste Schritt auf dem Weg der künstlerischen Entfaltung, erst dann folgte die Ausbildung.
Ab 1915 setzt sich Itten intensiv mit den Möglichkeiten einer geometrisch-abstrakten Formensprache auseinander. Diesen Wechsel zu einer abstrakten Bildsprache setzt Itten mit einer Reihe rein geometrisch-abstrakt gestalteter Schlüsselwerke wie «Horizontal-Vertikal» (1915), «Tiefenstufen» (1915) oder «Begegnung» (1916) um. In ihnen verbinden sich rechtwinklige und kreis- bzw. spiralförmige Strukturen mit modellhaften Farbkonstellationen. Itten experimentiert hier mit grundsätzlichen Prinzipien der Form- und Farbordnung.